Nach einer abenteuerlichen Anreise zur Great Barrier Island (Hier geht’s zum Bericht) setzten wir uns erst einmal vor dem Flugplatz auf einen Picknickplatz unweit des Rollfelds, um zu Frühstücken und unsere Wanderrucksäcke vom Flugmodus zum Wandermodus umzupacken.
Kurz vor 9 Uhr waren wir bereit unsere Tagesetappe zu starten. Zuerst mussten wir den Ausgangspunkt des Aotea Tracks erreichen. Dazu ging es etwa fünf Kilometer an der Hauptstraße entlang. Diese ist auf Great Barrier Island jedoch nur einspurig und wenig befahren. Dennoch hielt nach nicht einmal einem Kilometer eine Frau an und bot uns an uns mitzunehmen. Obwohl sie eigentlich gar nicht in die Richtung musste, fuhr sie uns bis zum Parkplatz! Sehr nett!

Von dort aus folgten wir dem Aotea Track etwa vier Stunden lang durch den Wald. Der Wald war wenig spektakulär und hätte so überall in Neuseeland sein können. Der Weg ging gemächlich auf und ab. Kurz vor Mittag erreichten wir einen Aussichtspunkt, der sicher sehr schön gewesen wäre, wenn die Wolken nicht so tief gehangen und es nicht gerade zu nießeln angefangen hätte.

Noch vor 14 Uhr erreichten wir die auf Meereshöhe gelegene Kaiaraara Hut. In den 1970er Jahren erbaut, liegt diese Hütte mitten im Wald versteckt an einem Bach. Sie hat 28 Betten verteilt auf zwei Schlafräume. Dazwischen befindet sich eine kleine Küche mit fließend Wasser, zwei Gaskochern und ein paar alten Töpfen und Pfannen. Etwas abseits der Hütte stehen zwei Plumpsklos.

Wegen des langen Wochenendes war die Hütte natürlich ausgebucht. Für die vielen Leute war die Hütte viel zu klein und man stand sich ständig gegenseitig im Weg. Auch mit dem Abendessen und Frühstück musste man sich arrangieren, dass die zwei Gaskocher mit je zwei Platten ständig besetzt waren. Wenigstens regnete es nicht, sodass man sich draußen etwas verteilen konnte.
Dazu muss ich anmerken, dass der Aotea Track offiziell anders herum ausgeschrieben ist. Da ich aber wusste, dass die erste Etappe und die Kaiaraara Hut nicht so toll sind, beschloss ich, mit der weniger imposanten Hütte anzufangen und das Highlight für den Schluss aufzuheben. Wir liefen den Aotea Track also rückwärts.
Am nächsten Morgen ließen wir uns Zeit. Die zweite Etappe sollte nicht allzu lange sein. Sie war zwar nur mit knapp sechs Kilometern ausgeschrieben, in denen galt es jedoch 600 Höhenmetern zu überwinden. Von der Kaiaraara Hut auf Meereshöhe ging es bis zum 627 Meter hohen Gipfel des Mt Hobson, dem höchsten Berg der Insel. Anfangs ging der Weg stetig bergauf an dem Bach entlang, der auch an der Kaiaraara Hut vorbei fließt. Das Tal wurde dabei zunehmend schmäler und Felsen rechts und links steiler und eindrucksvoller.

Schließlich geht der Weg in eine konstante Treppe über, welche gar nicht mehr aufzuhören scheint. Nach etwa drei Stunden erreichten wir die Aussichtsplattform am Gipfel. Von dort aus ist der Ausblick unbeschreiblich! Da Mt Hobson der höchste Berg der Insel ist, kann man auch über die ganze Insel sehen. Zudem ist die Coromandel Peninsula im Süden sichtbar, Little Barrier Island direkt vor einem und in der Ferne sogar Rangitoto.



Nach einer ausgedehnten Mittagspause mit 360° Panorama begannen wir den 30-minütigen Abstieg zum Mt Heale an welchem sich unser Nachtlager befand: Mt Heale Hut.
Mt Heale Hut liegt auf mehr als 500 Meter über dem Meerespiegel und hat eine traumhafte Aussicht Richtung Westen zur Little Barrier Island. Vom Hubschrauberlandplatz aus sieht man zudem nach Süden bis zum Flugplatz in Claris. Mt Heale Hut ist die Hütte, die das Department of Conservation (DOC) auf allen seinen Werbebroschüren zeigt. 2010 erbaut, können dort zwanzig Gäste verteilt auf zwei Schlafräume übernachten. Die Küche ist fast doppelt so groß wie die der Kaiaraara Hut. Neben drei Gaskochern mit je zwei Platten gibt es auch hier eine Ansammlung von alten Töpfen, Pfannen und Besteck.

Durch die einzigartige Lage mit Blick nach Westen zeigt sich am Abend ein wunderschöner Sonnenuntergang.


Great Barrier Island ist offiziell ein International Dark Sky Sanctuary, bei dem die Lichtverschmutzung besonders gering ist. Neben der Abgelegenheit der Insel gibt es beispielsweise keine Straßenbeleuchtung. Dadurch ist es nachts besonders dunkel, was sich zum Sterne gucken besonders eignet. Leider war an diesem Wochenende gerade Halbmond. Dieser schien jedoch so hell, dass man meinen könnte, es wäre Vollmond. Sterne haben wir trotzdem gesehen, aber für die spektakuläre Milchstraße hätten wir aufbleiben müssen, bis der Mond endlich unter ging. Wegen des Gewichts hatte ich auch nur eine kleine Kamera dabei und auch kein Stativ, aber ich versichere euch, es war unheimlich schön!

Am nächsten Morgen stand der lange Abstieg an. Ein Mischung aus steilem Weg und Treppen machte sich schnell in Knien und Waden bemerktbar. In der Ebene angekommen, durchquerten wir eine Feuchtgebiet welches an ein Moor erinnerte.


Nach etwa drei Stunden kamen wir an den Kaitoke Hot Springs an. Diese heißen Quellen, die sich mitten im Wald im Boden unterhalb eines Bachs befinden, laden im Winter sicher zum Baden ein. An solch einem sommerlichen Tag waren sie jedoch viel zu warm.

Nach weiteren 30 Minuten waren wir zurück am Parkplatz und liefen diesmal die fünf Kilometer zum Flugplatz zurück. Auf dem Weg kamen wir an einer kleinen Tankstelle vorbei, wo wir uns das beste Eis der Welt gekauft haben. Eigentlich war es nur ein ganz normales abgepacktes Eis am Stiel, aber nach drei Tagen in der Wildnis und bei dem Wetter war es einfach das Beste!
Da wir noch einiges zu früh dran waren liefen wir noch ein Stückchen weiter an der Straße entlang und bogen schließlich links zum Kaitoke Beach ab. Der weitläufige Strand war menschenleer. Er befindet sich auf der Pazifik-Seite der Insel. Dadurch sind die Wellen etwas größer als auf der Auckland-Seite. Wir ließen uns nicht abhalten und stürzten uns ins kühle Nass! Ein gelungenes Ende für unsere dreitägige Wanderung.

