Ende Februar machten wir einen Wochenendausflug nach Tiritiri Matangi (Hier gehts zum Bericht). Die kleine Insel im Hauraki Gulf unweit von Auckland ist ein Naturschutzgebiet, in dem viele bedrohte Vogelarten angesiedelt wurden. Zwei Tage waren natürlich längst nicht genug, um sich ein genaues Bild zu machen. So beschloss ich, mich für eine Woche Freiwilligenarbeit mit dem Department of Conservation (DOC) zu melden.

Am Sonntagmorgen ging mein Abenteuer los. Zusammen mit etwa hundert Tagestouristen nahm ich die Personenfähre vom Stadtzentrum in Auckland. Nach einem kleinen Zwischenstopp in Gulf Harbour erreichten wir Tiritiri Matangi nach einer guten Stunde. Dort wurde ich und die andere Freiwillige, Daniela, von der Rangerin begrüßt, jedoch schnell zu den anderen Touristen auf eine geführte Wanderung über die Insel geschickt. Diese Führungen werden von Mitgliedern des Fördervereins der Insel durchgeführt. Uns wurde über die Geschichte der Insel und des Naturschutzprojekts berichtet, verschiedene Baum- und Pflanzenarten erklärt und selbstverständlich viele der bedrohten Vogelarten gezeigt.
Als wir gegen Mittag am Leuchtturm ankamen, wurde unser Gepäck bereits von der Fähre mit einem Auto samt Anhänger hertransportiert. Daniela und ich richteten uns im Bunkhouse häuslich ein und machten erst einmal Mittagspause. Im ehemaligen Leutturmwärterhaus ist das Büro des DOC sowie die Unterkunft des Rangers untergebracht. Das baugleiche Bunkhouse war wiederum das Haus des Assistenten des Leuchtturmwärters und steht heutzutage Touristen zur Übernachtung zur Verfügung. Es hat etwa 20 Betten, die auf vier Räume aufgeteilt sind, eine Gemeinschaftsküche mit Kühlschränken, Ofen und Mikrowelle sowie ein Bad mit Toiletten mit Wasserspülung und Duschen mit warmem Wasser. Welch ein Luxus im Vergleich zu anderen DOC-Hütten!


Den Nachmittag verbrachten wir mit der Rangerin, welche uns erklärte, wie wir uns zu verhalten hätten und welche Aufgaben wir übernehmen sollen. Tatsächlich gearbeitet haben wir am Sonntag allerdings nicht. Es blieb noch genug Zeit, Vögel zu beobachten.





Die fünf Takahe, die um den Leuchtturm herum wohnen, zählen wohl kaum als Wildtiere. Die Hühnergroßen, flugunfähigen Vögel werden täglich zugefüttert und sind sehr zutraulich. Es macht wirklich Spaß, ihnen zuzugucken, wie sie im Gras herumpicken oder einfach nur ihrem Tag nach gehen.


Da so spät in der Saison nicht an jedem Tag ein Schiff kommt, reisten alle Touristen am Sonntagnachmittag mit der Fähre wieder ab. So kam es, dass wir schließlich nur noch zu fünft auf der Insel waren: Daniela und ich, die Rangerin und zwei Maler (Handwerker, keine Künstler). Letztere verbrachten ebenfalls eine Woche auf der Insel, um verschiedene Gebäude von außen und innen zu streichen. Obwohl sie in einem anderen Gebäude schliefen, teilten sie mit uns die Küche. Wir vier kamen sehr gut miteinander aus. Wie oben erwähnt, wohnte die Rangerin im Haupthaus.
Gleich am Sonntagabend beschlossen Daniela und ich eine Nachtwanderung zu machen. Irgendwie traute sich keiner von uns beiden so richtig, alleine im Dunkeln loszuziehen. Auf dem Weg zum Anlegesteg hörten wir recht gruselige Geräusche und ich war echt froh, dass wir zusammen losmarschiert waren. Es stellte sich heraus, dass sich Pinguine in den Rohren neben der Straße eingenistet hatten (wenn ich Straße sage, meine ich einen schmalen Kiesweg, im Vergleich zu den Fußwegen durch den Wald, die nicht befahren werden können). Die Rohre sollen Regenwasser von der Straße ableiten und das Unterspülen Selbiger vermeiden. Durch die Rohre dröhnte der ungewöhnliche Ruf des Zwergpinguins (engl. Little Blue Penguin) natürlich umso mehr. Am Anlegesteg angekommen, konnten wir die kleinen Pinguine dann auch tatsächlich im Gebüsch entdecken.
Am Hobbs Beach wurden wir von der Biolumineszenz im Meer überrascht. Eine Algenart in Küstennähe fängt, ausgelöst von Bewegung, an hellblau-türkis zu leuchten. Dadurch ist das Leuchten des Meeres hauptsächlich am Strand zu sehen, wo die Wellen brechen. Obwohl es ein Zeichen für die Erderwärmung ist, sieht es wirklich spektakulär und gar magisch aus! Leider sehr schwer zu Fotografieren.

Noch etwas weiter am Küstenweg entlang, entdeckten wir einen Tuatara. Diese über 50 cm große Echse gilt als lebendes Fossil, welches schon in der Dinosaurierzeit umher wanderte.

Auf dem Weg zurück zum Anlegesteg raschelte etwas rechts im Gebüsch. Wir richteten unsere Taschenlampen darauf, konnten aber nichts entdecken. Wir drehen uns enttäuscht um und plötzlich stand ein Kiwi einen halben Meter hinter mir auf dem Weg. Er lief langsam unter die nächste Parkbank und verschwand schließlich im Dickicht. Unser Glück kaum fassend, dass wir schon in der ersten Nacht direkt einen Kiwi gesehen hatten, liefen wir die Straße zum Leuchtturm wieder hoch und sahen doch glatt noch einen am Wegesrand stehen!

Montagmorgen war dann aber doch die Zeit zum Arbeiten gekommen. Eine der täglichen Aufgaben war das Füttern der Hihi (zu deutsch: Gelbbandhonigfresser oder Stichvogel). Diese Vogelart galt bereits als ausgestorben, bis auf der benachbarten Little Barrier Island eine Handvoll Vögel gefunden wurden. Auf Tiritiri Matangi müssen diese täglich mit Zuckerwasser zugefüttert werden. Da es auch andere Vögel auf dieses tolle Fast Food abgesehen haben, sind die Futterplätze so gestaltet, dass großere Vögel nicht hineinkommen. Leider hält das nicht den gleichgroßen Bellbird (zu deutsch: Maori-Glockenhonigfresser) ab, sodass auf Tiritiri Matangi die fettesten Exemplare dieser Tierart leben. Weil die Zuckerwasserbehälter sehr schwer sind, werden diese mit einem Fahrzeug ausgefahren. Anschließend wird in der Werkstatt alles geputzt und sterilisiert, damit sich keine Krankheiten verbreiten.




Die zweite der täglichen Aufgaben war das Putzen und Auffüllen der Wassertränken. Manche der 12 Tränken hatten einen Wasserhahn direkt nebenan und andere wurden von der Rangerin mit Wasserkanistern beliefert, wenn sie mit dem Fahrzeug sowieso gerade auf dem Weg zu den Zuckerwasserplätzen war.




Daniela und ich wechselten uns täglich mit den beiden Aufgaben ab. Einer ging mit der Rangerin zu den Zuckerwasserplätzen und der andere lief die Wassertränken ab. Gegen 11 Uhr trafen wir uns dann wieder in der Werkstatt, um unsere Nachmittagsaufgaben entgegenzunehmen. Am Montag mussten wir beispielsweise das Auto und das Quad waschen. Für Dienstag hatte sich ein Schiff des DOC angemeldet, um Müll abzuholen und Gasflaschen sowie Dieselkanister anzuliefern. Weil dieses auch andere Inseln anfährt, mussten wir am Dienstag also die Mülltonnen putzen. Am Mittwoch bereiteten wir die Insel für die Schulklassen vor, die sich für Donnerstag angemeldet hatten. So putzten wir das Besucherzentrum von innen und wischten Vogelkacke von den Tischen und Stühlen im Außenbereich ab. Am Donnerstag, als die Schulklassen dann kamen, wurden wir zum anderen Ende der Insel geschickt, um dort Wege von hineingewachsenen Ästen freizuschneiden. Uns kam es wie ein Vorwand vor, uns einfach aus dem Weg zu haben.
Mit den Schulklassen kamen am Donnerstag auch vier Gäste, die bei uns im Bunkhouse übernachteten. Nach mehreren Tagen in der Einsamkeit war es schon merkwürdig, wieder neue Leute zu sehen. Dies war jedoch eine gute Vorbereitung auf Freitag. Die vier Gäste reisten ab und eine Zwölfergruppe kam an. Zudem zwei Leute, die eine Webcam am Besucherzentrum anbrachten und zwei Leute vom Förderverein, die die Webcam-Installation beaufsichtigten.
Am Samstag wurde es dann so richtig voll. Das Bunkhouse war ausgebucht und zudem brachte die Fähre fast 200 Tagestouristen auf die Insel. Am Nachmittag war es eindeutig Zeit, wieder nach Hause zu gehen!


Super schöne Aufnahmen, die nicht jeder hat oder in seinem Leben machen kann.